Das Greenhouse Gas Protocol (kurz: GHG Protocol bzw. GHG Protokoll) stellt ein Werkzeug dar, um die Treibhausgasemissionen für Unternehmen, Institutionen oder Städte und Länder zu berechnen. Für die Berechnung werden Emissionen entlang des gesamten Produktzyklus bzw. entlang des gesamten Tätigkeitsfelds betrachtet – sowohl direkte als auch indirekte Emissionen. Dabei entwickelt das Greenhouse Gas Protokoll verschiedene Standards, die klare Vorgaben und Ansatzpunkte zur Emissionsmessung und -reduzierung bieten.
Inhaltsverzeichnis
- Entstehung und Nutzen des Greenhouse Gas Protocol
- GHG Protokoll: Scope 1, 2 & 3 erklärt
- 7 GHG-Standards für Unternehmen, Länder und Städte
- 1. Der GHG Protocol Corporate Standard: Basis für Unternehmensklimabilanzen
- 2. Corporate Value Chain (Scope 3) Standard: Emissionen entlang der Lieferkette
- 3. Product Life Cycle Standard: Der CO₂-Fußabdruck von Produkten
- 4. GHG Protocol for Cities: Klimabilanzen für städtische Räume
- 5. Mitigation Goal Standard: Ziele zur Emissionsminderung setzen und verfolgen
- 6. Policy and Action Standard: Wirkung politischer Maßnahmen auf Emissionen
- 7. Project Protocol: Standards für Klimaschutzprojekte
- Das Greenhouse Gas Protocol als PDF-Download
- Fazit
- FAQ
Entstehung und Nutzen des Greenhouse Gas Protocol
Das GHG Protokoll wurde vom World Resource Institute (WRI) und dem World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) entwickelt und ist vor allem unter seiner englischen Bezeichnung bekannt. Die deutsche Übersetzung – „Treibhausgas-Protokoll“ – wird hingegen selten verwendet. Ziel des GHG Protocols ist es, eine standardisierte Messmethode für Treibhausgasemissionen zu schaffen, die weltweit anerkannt ist und als Grundlage für die Berichterstattung dient. Um die gesamten Emissionseinflüsse von Organisationen abzubilden, verfolgt das Greenhouse Gas Protocol einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem sowohl direkte als auch indirekte Emissionen betrachtet werden. Dazu werden die Emissionen in drei sogenannte Scopes unterteilt.
CO₂-Äquivalente: Ähnlich wie beim CO₂-Fußabdruck werden die Emissionen im Greenhouse Gas Protokol in CO₂-Äquivalente (CO₂-Äq) umgerechnet. So lassen sich die Effekte verschiedener Treibhausgase besser vergleichen und eine einheitliche Bezugsgröße wird geschaffen. |
Erweiterung auf den öffentlichen Sektor und Zusammenarbeit mit Interessengruppen
Ursprünglich wurde das GHG Protocol speziell für Unternehmen entwickelt. Mittlerweile wird es jedoch zunehmend auch im öffentlichen Sektor eingesetzt und an die Bedürfnisse von Städten angepasst. Die Standards des GHG Protokolls werden in Zusammenarbeit mit dem privaten und öffentlichen Sektor entwickelt, wobei sowohl Regierungen als auch Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen in den Prozess einbezogen werden. Diese Zusammenarbeit ermöglicht die Berücksichtigung vielfältiger Interessen: Einerseits fließen die wirtschaftlichen Anforderungen der Unternehmen ein, andererseits tragen NGOs Umwelt- und Klimaschutzbelange bei.
Für Unternehmen wird das Greenhouse Gas Protokoll als Berechnungshilfe eigener Treibhausgasemissionen im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive an Bedeutung gewinnen. |
Analyse und Reduktion unternehmenseigener Emissionen
Primär dient das GHG Protocol der Analyse unternehmenseigener Emissionen. Es berücksichtigt sowohl die direkten Emissionen, die im Unternehmen entstehen, als auch indirekte Emissionen, die etwa in Lieferketten oder durch die Mobilität der Mitarbeitenden verursacht werden. Neben der Emissionsberechnung ist ein weiteres Ziel des GHG Protokolls, standardisierte Rahmenbedingungen zur Verringerung des Treibhausgasausstoßes zu schaffen. Dies soll die Transparenz und Konsistenz in der Berechnung und Reduktion von Emissionen fördern. Zudem werden Bilanzierungsregeln für Minderungsmaßnahmen entwickelt, damit Unternehmen ihre Reduktionsziele einheitlich in die CO₂-Bilanzen einpflegen können.
Klimamanager von Klimahelden: Um die Klimabilanzierung nach dem GHG Protocol zu erleichtern, gibt es mittlerweile softwaregestützte Lösungen. Die CO₂-Bilanz-Software von Klimahelden ermöglicht es, intuitiv alle Daten zu Treibhausgasemissionen einzugeben, sodass Unternehmen eine verlässliche Klimabilanz erhalten. |
Die Grundprinzipien des GHG Protokolls
Das GHG Protocol basiert auf folgenden Grundprinzipien:
- Relevanz
- Vollständigkeit
- Konsistenz
- Transparenz
- Genauigkeit
Um die Einhaltung dieser Standards sicherzustellen, setzen Normierungsinstitutionen auf die Standardisierung von CO₂-Bilanzen. Das GHG Protocol ist beispielsweise in der ISO 14064 normiert, die Rahmenbedingungen sowohl zur Berechnung des CO₂-Fußabdrucks als auch zur Vereinheitlichung der Berichterstattung festlegt.
GHG Protokoll: Scope 1, 2 & 3 erklärt
Im Rahmen des GHG Protocols werden die Treibhausgasemissionen eines Unternehmens in die Kategorien Scope 1, 2 und 3 unterteilt. Jede dieser Kategorien umfasst unterschiedliche Emissionsquellen. Diese Unterteilung vereinfacht die Analyse und hilft Unternehmen dabei, Bereiche mit großem Verbesserungspotenzial zu identifizieren. Zusätzlich fördert die Kategorisierung die interne Transparenz, da sich Unternehmen detailliert mit ihren Emissionen auseinandersetzen müssen.
Scope 1: Direkte Emissionen aus eigenen Quellen
Scope 2: Indirekte Emissionen durch Energieeinkäufe
Scope 3: Indirekte Emissionen entlang der Lieferkette
GHG Protokoll – Scope 1: Direkte Emissionen des Unternehmens
Scope 1 umfasst alle direkten Emissionen, die durch Aktivitäten des Unternehmens entstehen. Dazu zählen Emissionen aus Verbrennungs- und Heizungsanlagen, dem Fuhrpark und flüchtige Emissionen, die bei der Entsorgung von Geräten entstehen.
Für die Berechnung der Scope-1-Emissionen müssen Unternehmen alle Quellen identifizieren und deren Emissionsausstoß berechnen, etwa durch:
- Verbrauchsrechnungen der Energieträger,
- den Einsatz von Emissionsrechnern zur Bestimmung von CO₂, CH₄ und N₂O-Ausstoß.
Berechnung von Fahrzeugemissionen: Auch Emissionen aus Fahrzeugen und Geräten des Unternehmens werden in Scope 1 des Greenhouse Gas Protocols erfasst. Die benötigten Daten umfassen den Kraftstoffverbrauch, die zurückgelegte Strecke, den Fahrzeugtyp sowie den Brennwert des Kraftstoffs.
Flüchtige Emissionen aus Kühlanlagen: Diese entstehen primär durch das Austreten von Kühlmitteln. Unternehmen verwenden meist Emissionsrechner, um diese Werte zu ermitteln. Die Genauigkeit der Daten ist entscheidend, da hochwertige Daten eine transparente und präzise Berechnung ermöglichen.
GHG Protokoll – Scope 2: Indirekte Emissionen durch Energieeinkauf
Scope 2 des GHG Protocols umfasst die indirekten Emissionen, die durch den Bezug von Energie und Energieträgern entstehen. Diese Emissionen werden außerhalb des Unternehmens emittiert, jedoch durch dessen Energieverbrauch verursacht. Dazu zählen beispielsweise die Treibhausgasemissionen, die bei der Strom- oder Wärmeerzeugung durch Zulieferer entstehen. Im Gegensatz zu Scope 1, das direkte Emissionen im Unternehmen erfasst, werden die Scope-2-Emissionen dem verbrauchenden Unternehmen zugeschrieben und nicht den Stromerzeugern. Unternehmen mit hohen Emissionen in Scope 2 sollten daher den Einsatz klimafreundlicherer Energiequellen wie Solaranlagen oder Blockheizkraftwerke in Erwägung ziehen.
Methoden zur Scope-2-Berechnung:
- Ortsbasierte Methode: Hierbei werden die durchschnittlichen Emissionswerte der lokalen Energiegewinnung, z.B. des deutschen Energiemixes, zugrunde gelegt. Diese Methode bietet eine allgemeine Basis für Unternehmen, die keine spezifischen Informationen über ihre Energielieferanten haben.
- Marktbasierte Methode: Bei dieser Methode berücksichtigen Unternehmen die spezifischen Emissionswerte ihrer ausgewählten Energielieferanten, z.B. wenn sie gezielt klimafreundliche Energie wie Solar- oder Windstrom beziehen. Die Berechnung basiert auf vertraglichen Vereinbarungen mit den Energieversorgern und kann mithilfe von Zertifikaten, Direktverträgen oder Emissionsraten der Lieferanten erfolgen.
Empfehlung für Unternehmen: Um eine detaillierte und transparente Scope-2-Bilanzierung zu gewährleisten, sollten Unternehmen möglichst beide Methoden nutzen und offenlegen, welche Methode zur Zielerreichung eingesetzt wird. Vor allem bei Verträgen mit nicht-identifizierbaren Emissionsfaktoren ist es ratsam, auf Durchschnittswerte und die im Vertrag festgehaltene Energiemenge zurückzugreifen. Unternehmen sollten dabei beachten, dass sich Scope-2-Emissionen häufig mit Scope 3 überschneiden, beispielsweise bei der Berichterstattung über Lieferketten-Emissionen.
Hinweis: Nur bei ausreichend hochwertigen Informationen sollte die marktbasierte Methode zur Anwendung kommen.
GHG Protokoll – Scope 3: Indirekte Emissionen entlang der Lieferkette
Scope 3 umfasst alle weiteren indirekten Emissionen, die außerhalb des Unternehmens entlang der gesamten Wertschöpfungskette entstehen – sowohl vorgelagerte als auch nachgelagerte Emissionen. Diese Emissionen fallen an unterschiedlichen Stellen und oft bei externen Partnern oder Dienstleistern an und sind deshalb schwerer zu erfassen. Scope 3 unterteilt sich in 15 Kategorien, die eine detaillierte Bilanzierung entlang der Lieferkette ermöglichen. Zu diesen Kategorien gehören:
- Gekaufte Güter und Dienstleistungen: Emissionen durch eingekaufte Materialien und Dienstleistungen.
- Kapitalgüter: Emissionen aus der Herstellung und dem Einkauf langlebiger Güter.
- Brennstoff- und energiebezogene Tätigkeiten (nicht in Scope 1 und 2 enthalten): Emissionen, die mit der Energieversorgung verknüpft sind.
- Vorgelagerter Transport und Distribution: Emissionen durch den Transport von Materialien und Gütern zur Produktionsstätte.
- In Arbeitsabläufen produzierter Müll: Emissionen, die durch Entsorgungsprozesse im Unternehmen entstehen.
- Geschäftsreisen: Emissionen durch Transportmittel, die Mitarbeitende auf Dienstreisen nutzen.
- Pendelverkehr der Mitarbeitenden: Emissionen, die durch den Arbeitsweg der Mitarbeitenden entstehen.
- Geleaste Anlagen in vorgelagerten Tätigkeiten: Emissionen aus Anlagen und Ausrüstungen, die in den vorgelagerten Prozessen genutzt werden.
- Nachgelagerter Transport und Distribution: Emissionen beim Transport von Produkten zu Kunden.
- Verarbeitung verkaufter Produkte: Emissionen, die durch die Verarbeitung oder den Umbau verkaufter Produkte entstehen.
- Nutzung verkaufter Produkte: Emissionen, die durch den Betrieb oder die Nutzung der Produkte beim Kunden entstehen.
- Entsorgung verkaufter Produkte: Emissionen durch die Entsorgung oder das Recycling verkaufter Produkte.
- Geleaste Anlagen in nachgelagerten Tätigkeiten: Emissionen aus Anlagen, die in den nachgelagerten Prozessen genutzt werden.
- Franchises: Emissionen, die im Rahmen von Franchise-Unternehmen entstehen.
- Investitionen: Emissionen, die aus Investitionen in externe Projekte oder Beteiligungen resultieren.
Herausforderungen bei der Scope-3-Berechnung
Die Berechnung der Scope-3-Emissionen ist komplex, da die benötigten Daten häufig von externen Quellen stammen und nicht direkt vom Unternehmen erhoben werden können. Die GHG Protocol Scope 3 Guidance bietet Unternehmen hilfreiche Ansätze und Methoden zur Datenerhebung und zur möglichst genauen Ermittlung dieser Emissionen. Mithilfe dieser Leitfäden können Unternehmen Informationen über Scope 1 und Scope 2 ihrer Zulieferer und Partner sowie Daten der eigenen Mitarbeitenden nutzen. Beispielsweise können Informationen von öffentlichen Verkehrsanbietern oder Mitarbeitenden zur Berechnung von Emissionen aus Geschäftsreisen und Pendelverkehr beitragen.
Kriterien für relevante Scope-3-Emissionen
Um Kosten und Aufwand bei der Berechnung gering zu halten, sollten Unternehmen Kriterien festlegen, um relevante Scope-3-Emissionen zu priorisieren. Dabei ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Datenqualität und Aufwand entscheidend. Die folgenden Herangehensweisen können helfen, eine Balance zu finden:
- Detaillierte Daten für Aktivitäten mit hohem Emissionsanteil erheben und präzisere Berechnungsmethoden anwenden.
- Einfachere Methoden für kleinere Beiträge einsetzen, um den Aufwand zu verringern.
- Ähnliche Tätigkeiten zusammenfassen oder kombinieren, um Redundanzen zu vermeiden.
- Stichproben erheben und deren Ergebnisse auf die Gesamtmenge hochrechnen.
- Annäherungstechniken nutzen, um Lücken in den Daten zu füllen und eine verlässliche Schätzung zu gewährleisten.
Kriterien zur Relevanzbewertung von Scope-3-Emissionen
Um die Kosten und Komplexität der Scope-3-Berechnung zu minimieren, können Unternehmen relevante Emissionen anhand spezifischer Kriterien priorisieren und verschiedene Techniken nutzen:
- Genauere Daten und Methoden bei großen Emissionsbeiträgen anwenden
- Einfachere Methoden für weniger bedeutende Bereiche nutzen
- Gruppenbildung ähnlicher Emissionsquellen zur Vereinfachung der Berechnung
- Repräsentative Stichproben erheben und hochrechnen
- Annäherungstechniken zur Datenabschätzung einsetzen
7 GHG-Standards für Unternehmen, Länder und Städte
Das GHG umfasst sieben verschiedene Standards, die jeweils auf spezifische Sektoren und Bereiche zugeschnitten sind. Diese Standards verbessern die Vergleichbarkeit von Klimabilanzen innerhalb und zwischen Institutionen und erleichtern es, Bilanzierungen und Emissionsreduktionen gezielt umzusetzen. Während in Städten und öffentlichen Institutionen andere Emissionsquellen relevant sind als in Unternehmen, legt das GHG Protocol durch seine Standards individuelle Richtlinien fest.
1. Der GHG Protocol Corporate Standard: Basis für Unternehmensklimabilanzen
Der Corporate Standard ist der grundlegende Unternehmensstandard des GHG Protocols. Er hilft Unternehmen, ihre Treibhausgasemissionen entlang der Liefer- und Produktionskette zu berechnen und zu berichten. Dieser Standard kann auch auf NGOs und andere Institutionen angewendet werden und dient als Grundlage für die Entwicklung einer umfassenden Klimastrategie.
Schon gewusst? Klima- und CO₂-Bilanzen bilden die Basis für eine langfristig nachhaltige Unternehmensstrategie und tragen zur zukunftsorientierten Ausrichtung bei. |
Durch den Corporate Standard werden Unternehmen dabei unterstützt, ihre Emissionen realistisch zu berechnen und gleichzeitig Kosten zu reduzieren. Die Vorteile umfassen:
- Standardisierte Methoden zur exakten Ermittlung von Treibhausgasen,
- Kostenreduktion bei der Bilanzierung,
- Informationen zur Entwicklung einer wirksamen CO₂-Strategie,
- Transparente und vergleichbare Berichterstattung.
Indem Unternehmen frühzeitig handeln und freiwillig CO₂-Reduktionsziele setzen, positionieren sie sich als Vorreiter im Klimaschutz und erkennen potenzielle Risiken und Reduktionsmöglichkeiten.
2. Corporate Value Chain (Scope 3) Standard: Emissionen entlang der Lieferkette
Der Corporate Value Chain (Scope 3) Standard wurde 2011 eingeführt und konzentriert sich auf die Erfassung von Treibhausgasemissionen entlang der Lieferkette. Durch die Einbindung verschiedener Akteure und Regierungen wird angestrebt, den Standard international zu etablieren, um so eine effektive Reduktion von Emissionen weltweit zu ermöglichen.
Dieser Standard hilft Unternehmen, den vollen Einfluss ihrer Lieferketten-Emissionen zu verstehen. Die Ziele des Scope 3 Standards umfassen:
- Erstellung realistischer Scope-3-Klimabilanzen,
- Entwicklung einer klimafreundlichen Strategie für Scope-3-Emissionen,
- Transparente und konsistente Berichterstattung über Emissionen der Lieferkette.
Scope-3-Emissionen stellen oft den größten Anteil der Emissionen eines Unternehmens dar. Der Standard ermutigt Unternehmen, diese nicht mehr auszulagern, sondern aktiv in ihre Geschäftsstrategien zu integrieren und so zukünftige Kosten durch Umweltpolitik zu vermeiden.
3. Product Life Cycle Standard: Der CO₂-Fußabdruck von Produkten
Der Product Life Cycle Standard konzentriert sich auf die Berechnung des Product Carbon Footprint (CO₂-Fußabdruck eines Produkts). Dieser Standard basiert auf den Methoden der Lebenszyklusanalyse (LCA) und zielt darauf ab, den Klimaeinfluss von Produkten detailliert zu berechnen.
Die Emissionen werden entlang des gesamten Produktlebenszyklus erfasst, um so einen umfassenden Einblick in den Umwelteinfluss zu gewinnen. Der Product Life Cycle Standard zeigt auch, dass viele Bereiche des Produktlebenszyklus direkt mit der Lieferkette und somit mit dem Scope 3 Standard verknüpft sind.
4. GHG Protocol for Cities: Klimabilanzen für städtische Räume
Städte verursachen rund 75 % der globalen Treibhausgasemissionen im Energiebereich. Der Global Protocol for Community-Scale Greenhouse Gas Inventories (GPC) bietet Städten eine Struktur zur Berechnung und Berichterstattung ihrer Emissionen und zur Festlegung von Klimazielen.
Der Städte-Standard unterteilt die Berichterstattung in drei Bereiche:
- Prinzipien der Emissionsmessung und Definition der Emissionsquellen,
- Leitlinien für die sektorale Bilanzierung und Berechnung,
- Zielsetzung und Nachverfolgung der Emissionsminderung.
Die zu berichtenden Emissionen können mit Hilfe verschiedener Sektoren definiert werden. Insgesamt gibt es in Städten sechs Bereiche, die für das GHG Protocol relevant sind. Diese Bereiche können weiter untergliedert werden.
Zusätzlich zur Identifikation der Emissionsquellen sollten diese gemäß dem GHG Protocol den jeweiligen Scopes zugeordnet werden. Dadurch lässt sich feststellen, in welchen Bereichen die Emissionen am höchsten sind und ob Reduktionsmaßnahmen innerhalb des Unternehmens notwendig sind oder der Fokus auf extern bezogene Waren und Dienstleistungen gelegt werden sollte. Die Unterteilung in Scopes erleichtert außerdem das Festlegen konkreter Minderungsziele und ermöglicht eine transparente Nachverfolgung des Reduktionsprozesses, indem Emissionsdaten über mehrere Jahre hinweg verglichen werden können.
Die Unterteilung der Emissionen ermöglicht eine präzisere und transparentere Analyse, da sich die Auswirkungen bestimmter Aktivitäten direkt nachvollziehen lassen. Die Leitlinien für die Berichterstattung sollten jedoch kontinuierlich im Rahmen eines Managementplans überprüft und bei Bedarf angepasst werden. So bleibt gewährleistet, dass die Auswahl der relevanten Bereiche, die Anwendungsweise und die Methoden der Klimabilanzierung stets aktuell und auf die spezifischen Anforderungen des Unternehmens zugeschnitten sind.
5. Mitigation Goal Standard: Ziele zur Emissionsminderung setzen und verfolgen
Der Mitigation Goal Standard unterstützt Organisationen dabei, Emissionsziele strategisch zu formulieren, zu verfolgen und zu evaluieren. Nur durch klare Zielsetzungen kann ein konkreter Minderungsbeitrag erreicht werden. Der Standard teilt den Zielsetzungsprozess in drei Phasen auf:
- Vor der Zielumsetzung: Festlegung von Zielen und Bilanzierungsmethoden, Berechnung zugelassener Emissionen in den Umsetzungsjahren
- Während der Umsetzung: Fortlaufende Bewertung des Fortschritts
- Nach Abschluss: Endbewertung und Verifizierung der Ergebnisse
Durch klare Grenzsetzungen und regelmäßige Bewertungen bleiben die Ziele erreichbar und kontrollierbar. Dabei kann die Zielumsetzung auch außerhalb rechtlicher Vorgaben erfolgen, um im Klimaschutz eine Vorbildfunktion einzunehmen.
Das GHG Protocol hat den Mechanismus im Rahmen des Mitigation Goal Standard an einem konkreten Beispiel dargestellt:
6. Policy and Action Standard: Wirkung politischer Maßnahmen auf Emissionen
Der Policy and Action Standard des GHG Protocols prüft, wie wirksam politische Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen sind und ob sie die gewünschten Ergebnisse erzielen. Dieser Standard hilft Politikern und Institutionen, Strategien zur Emissionsminderung zu entwickeln und zu bewerten. Er erlaubt außerdem einen internationalen Vergleich, um die Wirkung politischer Entscheidungen auf Treibhausgasemissionen zu messen.
Der Policy and Action Standard richtet sich nicht nur an Regierungsbehörden. Auch Unternehmen, der Finanzsektor und NGOs können ihn nutzen. Regierungen können den Standard auf kommunaler und nationaler Ebene einsetzen. Der Finanzsektor kann durch gezielte Kredite Projekte fördern, die den Klimaschutz unterstützen. Unternehmen profitieren, indem sie klimafreundliche Technologien und Prozesse einführen. Forschungsinstitute und NGOs unterstützen die Entscheidungsträger dabei, Maßnahmen zu bewerten und Verbesserungen vorzuschlagen.
Die Evaluierung erfolgt in mehreren Schritten. Zunächst werden die Erwartungen an die Maßnahme festgelegt. Während und nach der Umsetzung wird überprüft, ob die Maßnahmen die gewünschten Erfolge bringen. Dieser Standard ist dem Mitigation Goal Standard ähnlich, der ebenfalls Emissionsziele bewertet. Der Policy and Action Standard legt jedoch den Fokus auf die Wirksamkeit politischer Maßnahmen statt auf spezifische Ziele.
Die Methode ermöglicht eine laufende Überprüfung und Anpassung der Maßnahmen. Dadurch wird der Policy and Action Standard besonders wertvoll für langfristige Klimaschutzprojekte und flexible Reaktionen auf die Ergebnisse der Maßnahmen.
7. Project Protocol: Standards für Klimaschutzprojekte
Der Project Protocol Standard (GHG Protocol for Project Accounting) befasst sich mit der Berechnung und Berichterstattung von Treibhausgasreduktionen durch spezifische Projekte. Er stellt eine transparente Methode zur Quantifizierung von Emissionsminderungen bereit und unterstützt Klimaschutzprojekte, wie CO₂-Offset-Projekte und Investitionen in erneuerbare Energien.
Die wichtigsten Ziele des Project Protocol Standards sind:
- Transparente und glaubwürdige Methoden zur Emissionsreduktion,
- Gemeinsame Bilanzierungsgrundlagen für mehr Konsistenz,
- Eine Plattform zur Vernetzung und Vergleichbarkeit von Klimaschutzprojekten.
Der Standard legt besonderen Wert auf die Zusätzlichkeit (Additionality): Klimaschutzprojekte werden nur dann für Emissionsreduktionen anerkannt, wenn sie ohne das Projekt nicht stattgefunden hätten. Unternehmen können durch diesen Standard gezielte Maßnahmen wie den Bau von PV-Anlagen umsetzen, um zur Klimaneutralität beizutragen.
Das Greenhouse Gas Protocol als PDF-Download
Die Standards des GHG Protocols sind komplex und vielschichtig. Dieser Artikel bietet daher nur einen allgemeinen Überblick über die Hintergründe und Ziele der einzelnen Standards. Für eine tiefere Auseinandersetzung empfiehlt es sich, die Originaldokumente selbst zu einzusehen. Eine vollständige Version des Greenhouse Gas Protocols auf Deutsch steht allerdings derzeit nicht als PDF zur Verfügung. Wer jedoch Englisch oder andere unterstützte Sprachen versteht, kann die Dokumente auf der Website des Greenhouse GHG Protocols herunterladen.
Auf der Website gibt es eine umfassende Übersicht aller Standards. Durch Klick auf den jeweiligen Bereich sind die Leitfäden in verschiedenen Sprachen abrufbar. Zusätzlich stellt das GHG Protocol kostenlose Berechnungstools bereit, die nur auf Englisch verfügbar sind. Neben den Orientierungshilfen finden sich dort auch vorgefertigte Excel-Tabellen, die Unternehmen bei der Berechnung ihrer Emissionen unterstützen.
Fazit
Das GHG Protocol bietet Unternehmen, Städten und öffentlichen Einrichtungen einen umfassenden Rahmen zur Erfassung, Berichterstattung und Reduktion von Treibhausgasemissionen. In erster Linie zielt es darauf ab, CO₂-Bilanzen international vergleichbar zu machen und so die Transparenz im Umgang mit Emissionen zu fördern. Die klare Einteilung in Scope 1, 2 und 3 sowie die spezifischen Standards ermöglichen es, gezielt Emissionsquellen zu identifizieren und Bereiche für die Emissionsminderung auszumachen. Dabei stehen Scopes und Standards in Wechselwirkung zueinander und können nicht isoliert betrachtet werden.
Für eine erfolgreiche Nachhaltigkeitsstrategie im Unternehmen ist es entscheidend, alle relevanten Bereiche und Standards gemeinsam zu berücksichtigen, da nur so eine effektive Reduktion der Emissionen sichergestellt werden kann. Das GHG Protocol fördert somit nicht nur die Transparenz und Vergleichbarkeit, sondern schafft auch eine solide Grundlage für die Umsetzung langfristiger Klimaziele und den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft.
FAQ
1. Was bedeutet das GHG?
GHG steht für „Greenhouse Gas“ (Treibhausgas) und umfasst alle Gase, die zur globalen Erwärmung beitragen, indem sie Wärme in der Erdatmosphäre halten.
Die GHG-Protokoll-Methodik ist ein international anerkannter Standard zur Messung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen. Sie bietet eine klare Struktur, indem sie Emissionen in drei Bereiche (Scopes) unterteilt und Unternehmen und Institutionen hilft, Emissionen detailliert zu erfassen und Strategien zur Emissionsreduktion zu entwickeln.
Das GHG Protocol berücksichtigt die sieben Treibhausgase, die im Kyoto-Protokoll benannt sind: Kohlendioxid (CO₂), Methan (CH₄), Distickstoffoxid (N₂O), teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (PFCs), Schwefelhexafluorid (SF₆) und Stickstofftrifluorid (NF₃).
4. Wer verwendet das Greenhouse Gas Protocol?
Das GHG Protocol wird weltweit von Unternehmen, öffentlichen Institutionen, Städten und Nichtregierungsorganisationen genutzt. Es dient als Basis für die Erstellung von CO₂-Bilanzen und unterstützt Organisationen bei der Entwicklung und Berichterstattung ihrer Klimastrategien.